Projekt "Terrariumaufsatz"

Nach dem Projekt "Schmerlenbecken" und dem daraus resultierenden Landteil des Aquariums lag es nahe, diesen Landbereich so zu gestalten, das darauf ebenfalls Leben möglich ist.
Auf Grund der kleinen Grundfläche des Landteils sind hier nur Amphibien denkbar, daher entschied ich mich dafür, den Terrariumteil für die Quakenden Tiere einzurichten.

Dazu benötigte ich folgendes Material:
1x ein offenes Aquarium
4x Aluminium H-Leiste für die Verbindung Aquarium-Terrarium, die Aussparung des unteren H-Bogens muss auf die Glas-Scheibe des Aquariums passen!
7x Aluminium U-Leiste für die Verbindung Terarium-Deckel, als Gleitlager für die Scheibe und als Verstärkung der vorderen Seitenwände. Die U-Leiste muss sich in die H-Leiste hineinstecken lassen und darin gleiten!
2x Aluminium L-Leiste zur verstärkung der hinteren Seitenwände und zum Verbinden der seitenwände mit der Rückwand
3x Hartschaum-Kunststoffplatte (leichte Kunststoffplatten) als Terrarium Seiten- und Rückwände
1x leichte Pressspanplatte als Terrariumdeckel
2x Glasscheiben für die Terrarium-Front
1x passende Beleuchtungs- und Belüftungseinheit, also HQI/HQL Lampen oder Spots und ein kleiner PC-Lüfter, transparentes Aquariumsilikon und einige Blech/- Kunsttoffschrauben und geeignetes Werkzeug.

Das benötigte Material bekommt man in jedem gut sortierten Baumarkt, die Kunststoffplatten werden oft als Bastlerkunsttoff verkauft. Das gesamte Material ausgenommen Technik kostet für den Aufbau auf ein 200 Liter Aquarium um die 50 Euro.

Diese Skizze zum Drucken

Skizze

1.Schritt
die H-Leisten werden so auf Länge geschnitten, das sie lückenlos oben auf die Aqurienseiten gesteckt werden können. Dabei ist zu beachten, dass die H-Leiste vorne über die gesamte Länge der Glasscheibe sitzt, so das später rechts und links die Glastüren auch noch hinaus geschoben werden können!

2.Schritt
Die Hartschaumplatten werden in die H-Leisten eingesetzt. Die Rückwand und die Seitenteile werden mit den L-Leisten verschraubt (in der Skizze nicht eingezeichnet!). Die Kanten der Seitenteile, die zum Betrachter zeigen, werden mit jeweils einer U-Leiste verstärkt - diese U-Leiste wird einfach auf die Kunststoffkante gedrückt und mit Silikon verklebt.(In der Skizze nicht eingezeichnet!)

3.Schritt
Die vier U-Leisten werden so an dem Deckel befestigt, das sie später genau auf die Kunststoff-Seitenteile und die Frontscheibe passen. ACHTUNG: vorne muss wieder darauf geachtet werden, dass die Leiste an den Enden offen bleibt, damit die Scheibe dort hinaus geschoben werden kann.

4.Schritt
Der Oberdeckel wird mit der Beleuchtungs- und Belüftungstechnik versehen und auf die Seitenteile aufgesetzt. Es ist zu empfehlen, die Seitenteile zumindest unten in der H-Leiste mit Silikon zu verkleben.

5.Schritt
Die Glasscheiben werden mit Silikon in ein U-Profil eingeklebt und von der Seite in die H-Leiste vorne eingeschoben - fertig! Wenn die Scheibe noch nicht leicht genug gleitet, bitte mit etwas Sonnenblumenöl fetten (wegen der Tiere)


Noch ein paar Tipps:
- Bevor irgendwas verklebt oder verschraubt wird, erst mal die Teile zusammen halten und prüfen ob es passt.
- Der Bastel-Kunststoff läßt sich leicht selber zurecht schneiden, einfach mit einem Messer einritzen und über eine Kante brechen. Wer sich das nicht traut, kann die Platten auch im Baumarkt auf das entsprechende Maß schneiden lassen.
- Man sollte darauf achten, möglichst leichtes und stabiles Material zu verwenden, denn der gesamte Aufbau liegt später auf den Glasscheiben des Aquariums auf - Scherwirkungen könnten dafür sorgen, dass die Silikonnähte des Aquariums nachgeben. Aus diesem Grund sollte wirklich die Hartschaum-Kunststoffplatte verwendet werden!
- Es gibt im Baumarkt auch Plexiglas-Scheiben, diese zerkratzen aber schnell beim Reinigen, daher sind die teureren Glasscheiben vom Glaser auf Dauer die bessere Lösung.
- Um den Landbereich zu vergößern, kann man hinten an dem Aquarium noch eine Glas- oder Kunststoffplatte ankleben und an der Rückwand des Aquariums abstützen. Das sollte man bedenken, bevor man mit der Planung des Terrariums beginnt.
- Der Terrariumaufbau sollte mindestens eine Höhe von 50cm erreichen, um den Tieren darinnen ausreichend Platz zu bieten.
- Die Seiten- und Rückwände sollten mit leichten Materialien beklebt werden, da sonst die Silikonnähte des Aquariums unter dem Gewicht leiden könnten. Es empfiehlt sich hier, Kokosfaser- oder Korkmatte, Terrariumrückwände aus Styropoor oder Kunstfaser zu verwenden.
- Insgesamt sollte beim Aufbau so genau gearbeitet werden, das keine Lücken entstehen, durch die Futtertiere entweichen könnten.
- Als Abdeckung der Schiebetüren an den Seiten haben sich aufklebbare L-Leisten bewährt, die den Luftspalt zwischen Scheibe und Terrariumseite verschließen. Diese Leisten werden bei den geschlossenen Glastüren an die jeweiligen Aussenseiten geklebt und dienen gleichzeitig als "Griff".
- Wer pfiffig ist, bestellt den Lüfter gleich im Computer-Shop zusammen mit einem Feinfilter-Vorsatz aus Alu - der passt genau auf den Lüfter und durch die Millimeterfeinen Lamellen kann nicht mal eine Obstfliege ausbrechen.

Und so sieht es fertig aus:
Terrarium

Momentan halte ich darinnen zwei Chinesische Rotbauchunken (Bombina orientalis) zu denen sich noch 5 Jungtiere gesellen werden, sobald sie groß genug sind.
Diese Tiere sind tagaktiv, nicht allzu scheu und halten sich gerne im Wasser und am Ufer auf, benötigen daher nicht allzuviel Landfläche.

BaumsteigerWenn sie an Land auf der Jagd sind, durchstreifen sie den Blätterwald aus Efeu und Bromelie, für einen Leckerbissen klettern sie sogar mal auf Bäume!

Ihre Lieblingsspeise sind kleine Heimchen und Regenwürmer, sie fressen aber eigendlich alles was sich bewegt und was sie erwischen. Manchmal bekommen sie Stubenfliegen, Obstfliegen, Maden und alles, was sich so in meine Wohnung an Ungeziefer verirrt. Sie stellen an ihr Futter eigendlich nur zwei Anforderungen: Es muss ins Maul passen und es muss lebendig sein!
Einmal habe ich eine gefangene Stubenfliege direkt verfüttert, die der Unke also mit einer Pinzette vor das MAul gehalten. Mit einem Schnapper war die große Fliege verschwunden, man hörte sie noch zwei dreimal im Bauch der Unke summen, sie war wohl doch etwas zu groß gewesen, doch nach einer Weile wurde es dann still im Bauch...

Die kleinen Unken bekommen bei mir dementsprechend noch kleines Futter, also Blattläuse, kleine Fliegenmaden und Fruchtfliegen. Im Gegensatz zu den großen Tieren können die Kleinen noch senkrecht an den Scheiben hinauf klettern und machen richtig große Sprünge, um an ihr Futter zu kommen.
Manchmal wenn ein männliches Tier versehendlich ein anderes männliches Tier besteigt, gibt das untere Tier durch lautes Quaken - eigendlich ist es meihr ein pfeifen - zu verstehen, dass es für eine Paarung der falsche Partner ist. So kann man auch Weibchen und Männchen daran unterscheiden, ob und wie es sich äußert, wenn man es vorsichtig an den Seiten umklammert - wenn eis laut quakt, ist es sehr wahrscheinlich ein Männchen...
Wer Nachwuchs haben möchte, sollte in einem vor Laichräubern geschützen Bereich eine flache Wasserstelle schaffen, an der der Laich an irgendwelchen Pflanzen oder Gegenständen angeheftet werden kann.

Die meiste Zeit des Tages hängen die Tiere im Wasser oder sitzen auf den knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Blättern einer Wasserpflanze herum und beobachten die Fische.
Entdecken sie in einem Spalt etwas was sich bewegt, pirschen sie sich langsam heran und beobachten genau, um was es sich handelt. Wenn es fressbar ist, holen sie langsam die Beine dicht an den Körper und machen sich zum Sprung bereit, um bei der nächsten Gelegenheit mit einem großen Satz zuschlagen zu können.
Die Chinesische Rotbauchunke hat im Gegensatz zu vielen anderen Fröschen keine besonders lange Zunge, so das sie auf die Beute zuspringen muss um sie zu erwischen. Dadurch ist sie sehr agil und eigentlich ständig in Bewegung was man von anderen Fröschen nicht grade sagen kann.


Bombina orientalisHier nimmt eine Unke grade ihr Sitzbad.
Trotzdem sie sehr gut schwimmen kann sollte man bei der Einrichtung darauf achten, das es an mehreren gut zugänglichen flache Stellen gibt, an denen das Tier aus dem Wasser steigen kann. Einige Schwimmpflanzen oder hochwachsende Wasserpflanzen erleichtern zusätzlich den Ausstieg aus dem Aquarienteil.

Auch ein paar Verstecke sollte es geben, sowohl an schattigen wie auch an sonnigen Stellen. Es gibt Tage, an denen die Tiere ihre Zeit unter dem dichten Blätterdach auf feuchtem Boden verbringen und dann wieder Tage, an denen sie auf Steinen oder Holzwurzeln ihre Nasen der Sonne entgegen strecken.


Die Kleinen erkunden mutig jeden Winkel des Terrariums und klettern auf die höchsten Wurzeln und Blätter, springen hinunter ins Wasser und tauchten dort um die Wette. Sprang einer ins Wasser, so folgte stets ein anderer hinterher. Eine Weile lassen sie sich immer treiben, dann taucht der erste plötzlich ab und paddelt mit kräftigen Stößen zum Grund. Der zweite folgte stets nur Sekundenbruchteile später, legte sich ebenfalls auf den Grund und verharrt dort ein paar Sekunden. Wie ein Kräftemessen von Halbstarken glotzen sie sich unter Wasser so lange an, bis der erste von ihnen wieder schnell hinauf paddelt um Luft zu schnappen - dicht gefolgt vom Gewinner des Unterwasser-Duells.

Nach wie vor füttere ich noch immer die ersten Happen direkt mit der Pinzette oder, wenn ich Fliegenmaden gebe, direkt von der Hand. Oft klettern die Mutigsten Unken direkt auf meine Hand und schnappen sich die dicken Maden zwischen meinen Fingern weg. Manchmal wenn einer einem Anderen einen besonders leckeren Happen weggeschnappt hat, schnappen sie auch nacheinander.

Freischwimmer Ich konnte schon beobachten, dass eine Unke das Vorderbein einer anderen im Maul hatte, sie zankten sich so heftig bis schließlich das unterlegene Tier den Happen (in diesem Fall eine Made) wieder ausgespuckt hatte was nun wirklich nicht grade appetitlich aussieht.

Ein Jahr ist vergangen seitdem ich die Frösche pflege - die noch immer deutlich kleineren Fünf tauchen noch immer um die Wette, danach bespringen sie sich gegenseitig als wenn sie sich paaren wollten. Das unterlegene Tier drückt sein Missfallen durch lautstarkes Gequake aus, versucht sich aus der Umklammerung zu befreien und zu fliehen. Manchmal, wenn dies im Wasser passiert und das unterlegene Tier den Kopf beim Quaken unter Wasser hat, klingt das sehr seltsam. Meine Befürchtung, sie könnten sich gegenseitig ertränken wie ich das von zeit zu Zeit mal höre oder lese hat sich zum Glück bisher nocht nicht bewahrheitet.
Gespannt warte ich darauf, ob vielleicht bald mal Froschlaich in meinem Terrarium auftaucht. Soweit ich weiß ist es notwendig, einen künstlichen Winterschlaf durchzuführen und als Auslöser für einige Zeit eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 100% zu erzeugen, um eine Paarung und damit auch die Laichabgabe zu ermöglichen.

Für den interessierten Betrachter habe ich neben den hier gezeigten Bildern aus meinem Aquaterrarium auch ein paar kleine Filmsequenzen von verschiedenen Situationen hinterlegt - wer nicht glaubt das die Tiere also wirklich um die Wette tauchen (5 MB MPG) kann sich hier gerne überzeugen lassen!
Auch die Geräuschkulisse während der Paarung (15 MB MPG) ist durchaus interessant, es ist faszinierend die Tiere zu beobachten - sie sind nicht nur zur Fütterungszeit aktiv wie man das von vielen anderen Aquarienbewohnern kennt und machen auch hin und wieder ein paar Dummheiten...
So zum Beispiel ist es normalerweise für die Frösche nicht möglich, die Schiebefenster zu erreichen, da sie dazu den Wasserteil durchqueren und eine 5cm senkrechte Glaswand mit eingeklebter Glasleiste überwinden müßten, um bei geöffneten Schiebetüren abhauen zu können.
Durch einen Zufall ist mir bei Aufräumarbeiten ein Stück Baumrinde als Brücke über den Wasserteil gefallen, was einer der Frösche gleich genutzt hat um darauf entlang zu klettern. Ich ertappte ihn dabei, wie er auf den Hinterbeinen stehend - die Vorderbeine an die Schiebetüren gepresst interessiert den laufenden Fernseher beobachtete. Das Stück Baumrinde habe ich so liegen lassen, ich gönne den Quakern die Abwechselung und hoffe, die GEZ kommt nicht auf die Idee den Fröschen auch noch Fernsehgebühren abknöpfen zu wollen.

Als Unterscheidungsmerkmale von Männchen und Weibchen habe ich bisher verschiedene Möglichkeiten gehört und gelesen, so sollen die Schwimmhäute zwischen den Fingern beim Männchen stärker ausgeprägt sein als beim Weibchen, auch soll auf den Warzen der Männchen ein markanter Kraterartiger schwarzer Punkt zu sehen sein wohingegen die Warzen des Weibchens glatt und Einfarbig sein sollen. Wie sicher diese Unerscheidungsmöglichkeit ist (angeblich sollen auch bestimmte Grün- und Braunfärbungen Aufschluß über das Geschlecht geben können) möchte ich hier nicht genauer belegen, dafür fehlt mir noch die Erfahrung. Vielleicht beobachte ich ja bald wie ein Weibchen den Laich abgibt und kann das genauer überprüfen.