Pseudogastromyzon cheni

Flossensauger spielen in der Aquaristik eine untergeordnete Rolle. Zu Unrecht nehmen viele Aquarianer an, dass diese Fische die asiatische Version der Harnischwelse darstellen, aber weniger ansprechend gefärbt sind. Tatsächlich liegen Welten zwischen den meist verstecksüchtigen, trägen Harnischwelsen und den tagaktiven, agilen Flossensaugern.

Leider werden aber aus dieser vielfältigen Fischgruppe nur wenige Arten regelmäßig eingeführt. Die Firmen Aqua-Global in Seefeld bei Berlin, Aquarium Dietzenbach und Aquarium Glaser in Rodgau haben in den vergangenen Monaten (2004) eine ganze Reihe von interessanten Flossensaugern aus China importiert, die ich hier kurz vorstelle.

Sehr regelmäßig gelangen Beaufortia kweichowensis und Pseudogastromyzon myersi zu uns. Die Beaufortien sind hellbraune Fische mit dunkelbraunen Punkten, einem kleinen Maul und hinten zusammengewachsenen Bauchflossen. Meistens werden sie als Beaufortia leveretti angeboten; das ist eine Art, die auf die chinesische Insel Hainan beschränkt ist.

Eine weitere häufig importierte Art ist Pseudogastromyzon myersi, ein echter Klassiker unter den chinesischen Flossensaugern. Er wird in der deutschen Aquaristik als Pseudogastromyzon cheni geführt; diese Art wurde bisher aber noch nicht importiert.
Pseudogastromyzon myersi sind einfach an ihren kurzen Flossen und an dem Fleck in der Rückenflosse zu erkennen.

Nur selten wird ein zweiter Vertreter der Gattung, Pseudogastromyzon changtingensis importiert. Dabei sind diese Fische wesentlich ansprechender gezeichnet. Pseudogastromyzon myersi bleibt relativ klein und weidet in beschränktem Maße Algen ab, vor allem Blaualgen scheinen beliebt zu sein. Zu Pseudogastromyzon myersi gibt es schon Berichte über Zufallszuchten, es wurden Jungtiere im Aquarium gefunden, ohne dass das Ablaichen bemerkt worden war. Systematische Nachzuchtberichte stehen aber noch aus.

Dagegen wurde der auf den ersten Blick etwas ähnlich aussehende Protomyzon sinensis schon mehrfach „kontrolliert“ vermehrt. Die ein wenig plump wirkenden Tiere mit einem Längsstreifen und vielen dünnen Querbändern schlagen die Eier mit ihrem Schwanz in den Kies hinein, wobei sie sich an einem etwas schräg stehenden Stein festsaugen. Gleiches gilt auch für Liniparhomaloptera disparis, die ebenfalls schon nachgezüchtet wurde.

Aus der kleinen Gattung Vanmanenia wurden gleich zwei Vertreter eingeführt, sehr wahrscheinlich die auf dem chinesischen Festland vorkommende Form Vanmanenia pingchowensis und die von der chinesischen Insel Hainan stammende Art Vanmanenia hainanensis. Die beiden unterscheiden sich deutlich durch das Zeichnungsmuster. Vanmanenia hainanensis wurde als Beifang zu Beaufortia importiert.

Weiterhin kamen wenige Exemplare von der im südlichen China weit verbreiteten Art Balitora kwangsiensis als Beifänge von Vanmanenia pingchowensis zu uns. Bei Balitora kwangsiensis, Liniparhomaloptera disparis und den nun möglicherweise erstmals eingeführten Vanmanenia handelt es sich um einen ganz anderen Typus von Flossensauger. Diese Fische bilden keinen echten „Saugnapf“ mit ihren Flossen, sondern halten sich eher nach dem „Spoilerprinzip“ in der Strömung (Bernoulli-Effekt). Sie werden daher in der Aquaristik als nicht ganz so strömungsliebend eingeschätzt. Das trifft aber sicher nicht auf alle Arten dieses Typus zu. Sie kleben zwar nicht so gern an den Aquarienscheiben, wie es die Arten mit Saugnapf tun. In der Natur ist jedoch zumindest Balitora nur in sehr stark strömenden Gewässern anzutreffen.

Vanmanenia sind viel am Boden unterwegs und stöbern mit ihren langen Schnauzen im Kies nach Nahrung. Während Beaufortia, Pseudogastromyzon, Protomyzon, Liniparhomaloptera und Vanmanenia zu der Gruppe der gastromyzontinen Flossensauger gehören, die sich durch nur einen ungegabelten Flossenstrahl in der Brustflosse auszeichnen, gehören Balitora kwangsiensis und der immer wieder als Beifang zu Beaufortia kweichowensis importierte Sinigastromyzon wui zur Gruppe der homalopterinen Flossensauger, die mehrere ungegabelte Strahlen in der Pectorale aufweisen. Die Sinigastromyzon sind ähnlich hoch spezialisiert wie die Beaufortien und besitzen ebenfalls verwachsene Bauchflossen.

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