Chromobotia macracanthus - Erfahrungsbericht

Kümmerwuchs bei Prachtschmerlen
Immer wieder hört man davon, daß Prachtschmerlen in viel zu kleinen Aquarien gehalten werden, sei es aus Unwissenheit, sei es aus Desinteresse oder auf Grund von gezielter Fehlinformation skrupelloser "Fischhändler". Welche Auswirkungen eine solche Haltung hat, möchten wir hier aufzeigen und beschreiben.

Dieses WIR steht für viele Teilnehmer des Forums, mit deren Hilfe dieser Beitrag zu Stande gekommen ist, es handelt sieh hierbei also nicht um eine Meinung, sondern um die Erfahrungen und Erkenntnisse mehrerer erfahrener Schmerlen-Halter.

Der Laie sieht im Foto auf der linken Seite eine schöne Prachtschmerle, der Kenner ist entsetzt - warum? Dazu kommen wir später...

Kümmerwuchs hat nicht nur Auswirkungen auf den Körperbau, sondern auch auf das Verhalten der Tiere. Bei so deutlichen Anzeichen einer falschen Haltung einer Prachtschmerle treten Verhaltensabnormitäten auf, die sich selbst nach Umsetzen in ein geeignetes Becken nur selten wieder normalisieren.
Die meisten Prachtschmerlen aus Fehlhaltung fallen entweder durch eine extreme Apathie oder Agression auf, es ist schwer solche Tiere wieder in einem geeigneten Becken zu resozialisieren, da zusätzlich zu dem zu klein gewählten Becken meistens auch noch die Einzelhaltung der Schmerle hinzukommt. Dies hat zur Folge, dass diese "Einzelgänger" keine Erfahrung damit haben, wie sie sich in einer Gruppe verhalten sollen, da sie nie gelernt haben, sich in eine Rangfolge eines Schmerlenrudels zu integrieren.

Das hier gezeigte Tier wurde 15 Jahre lang in einem 54 Liter Aquarium (Kantenlänge 60cm) gehalten, bis es nun einen neuen Besitzer fand und in ein großes Aquarium mit 150cm Kantenlänge und mehreren Artgenossen umziehen konnte.
Kommen wir noch mal zurück zum Anfang und der Frage, warum der Kenner bei diesem Tier eine nicht artgerechte Haltung erkennt:
Auf den ersten Blick ist das Tier normal gefärbt und nicht unterernährt, aber bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Körper im Verhältnis zu schwanzflosse und Kopf eigenartig proportioniert ist.

Von der Schnauze bis zum vorderen Ansatz der Rückenflosse scheint das Tier normal gebaut zu sein, nur der Schwanzstiel ist zu kurz und zu schmal (rote Markierung), doch auch das ist noch nicht alles, was auffallen könnte.
Bedient man sich eines Computertricks wie ich es hier mal versucht habe und gleicht diese Deformierung aus, so fällt die im Vergleich zum Kopf viel zu große Schwanzflosse ebenfalls auf, und erst wenn man normal gebautes Tier ins direkte Verhältnis nimmt, erkennt man das gesamte Ausmaß des Kümmerwuchses.

In diesem Beispiel wurde die Schwanzflosse als Bezugspunkt gewählt, was bedeutet, dass die untere normal gebaute Prachtschmerle entsprechend verkleinert dargestellt ist.

Jetzt stellen wir das Tier mal im Vergleich zu einem Altersgenossen in Bezug:
In dieser Überlagerung sehen wir den Unterschied eines normal gewachsenen Tieres im Verhältnis zu dem Tier aus dem zu kleinen Becken, der Bezugspunkt ist hier das Auge.
Beide Tiere sind ungefähr im gleichen Alter und sollten sich von Statur und Größe ähneln. Wie man unschwer erkennen kann ist das nicht der Fall, das artgerecht gehaltene Tier ist viel größerund kräftiger von Statur.

Einige Schmerlenbesitzer - besonders häufig jene mit zu kleinen Aquarien - beruhigen sich mit der falschen aber immer wieder gerne zitierten Aussage: "Das Tier passt sich der Beckengröße an"
Das ist zwar in gewissen Maße zutreffend wie wir hier sehen können, hat aber mit artgerechter Tierhaltung rein garnichts zu tun. Durch nicht artgerechte Tierhaltung und Beispiele wie dieses gerät die gesamte Gruppe der Aquarianer in Verruf, es liegt an uns, schlechte Haltungsbedingungen immer wieder anzuprangern und zu mahnen.
Im Interesse der Tiere, die wir pflegen!

Mitwirkende: Andreas Kinast, Marcel K.(Forum), ...


zurück